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Populationsgenetik der Tamarisken spricht für Gesamtausweisung - Schockschweigen in der Iselregion

Wir erinnern uns: Die zusätzliche Einholung eines populationsgenetischen Gutachtens zu den Tamarisken im Einzugsgebiet der Isel war für den Obmann der Planungsregion 34 BM. A. Köll ein Hauptgrund, um die gesetzlich vorgesehene Herausgabe der Tamariskenerhebung von Egger an die NGOs über ein Jahr lang zu verhindern.
Eine solche genetische Studie wurde schließlich über Drängen der Gemeinden vom Land in Auftrag gegeben und werde eine "wertvolle Grundlagenarbeit für weitere Maßnahmen im Natura-2000-Prozess " sein, so Felipe im Juni 2014.

Karte des  Untersuchungsgebietes Umso aufschlussreicher ist das nunmehrige völlige Stillschweigen von Köll und Co zum Ergebnis dieser von einem renommierten Schweizer Institut erstellten Studie, die seit kurzem auf der Homepage des Landes Tirol veröffentlich steht. Allerdings ist dieses Schweigen nicht als vornehme Zurückhaltung, sondern viel eher als eine Schockstarre über das Ergebnis zu deuten.

Köll hatte ja in einer Pressekonferenz am 17. März 2014 dargelegt, dass eine solche "Genanalyse" klären solle, "welcher Herkunft diese Pflanzen generell seien", es könne festgestellt werden, "ob eine Pflanze ihren Ursprung nödlich oder südlich der Alpen habe" - und man habe "Pkw ohne Kennzeichen in der Iselregion gesichtet" (was entsprechende spöttische Kommentare zu diesen obskuren Andeutungen hervorrief).


Genetische Struktur der Tamariskenvorkommen am Lech Die durch genetische Marker dargestellte genetische Struktur der Tamariskenvorkommen am Lech und in Osttirol unterscheiden sich grundlegend: Die Lech-Vorkommen sind untereinander ausgesprochen ähnlich.

Die Vorkommen an der Isel und ihren Zubringern sind nicht nur gegenüber denen am Lech genetisch ganz anders beschaffen, sondern auch in den einzelnen Bereichen der Isel und ihrer Zubringer deutlich voneinander unterscheidbar.


Genetische Struktur der Tamariskenvorkommen in Osttirol und an der DrauSie differieren auch deutlich gegenüber den ebenfalls untersuchten kleinen Vorkommen der Tamariske am Villgratenbach und an der oberen Drau.

Eindeutiger könnte die Situation nicht sein: Die Vorkommen an der Isel und ihrer Zubringer sind als eigenständige Metapopulation zu betrachten, wie in der Zusammenfassung dieser populationsgenetischen Studie festgehalten wird:

"Nach unserem Kenntnisstand stellt die Isel mit ihren Seitenzubringern heute die komplexeste und genetisch am stärksten strukturierte Metapopulation im Alpenraum dar". Der Schutz dürfe sich nicht auf einzelne Vorkommen beschränken; "auch kleine Vorkommen können über eine große genetische Diversität verfügen und für die Wiederansiedlung an neuen Standorten verantwortlich sein." "Nach unserer Auffassung gibt es keine redundanten Vorkommen, die über keine Funktion in der Metapolulation verfügen" halten die Studienautoren fest. Auch die "longitudinale Vernetzung müsse erhalten bleiben, damit die Wiederansiedlung an neuen Standorten erfolgen und Genfluss zwischen den Vorkommen stattfinden kann"; "auch die Dynamik der Flüsse sollte sichergestellt werden".

Insgesamt ist das Ergebnis dieser populationsgenetischen Untersuchung eine eindrucksvolle Bestätigung dafür, was NGOs und mit der Thematik näher befasste Fachleute schon bisher dargelegt haben: Es handelt sich bei der Isel und ihren Zubringern um einen eigenständigen, untergliederten Gesamtlebensraum mit fluktuierenden Vorkommen des Schutzgutes "Deutsche Tamariske", der nicht bloß stückweise in Natura 2000 einzubringen ist.

Wir werden weiterhin nachdrücklich - und nun durch diese neuen wissenschaftlichen Befunde bestätigt - für eine Gesamtausweisung der Isel und ihrer Zubringer für Natura 2000 eintreten. Die Isel ist ein ökologisches Juwel von internationalem Rang.

Zum Nachlesen:

Die Studie "Genetische Untersuchung zur Deutschen Tamariske in Tirol" gesamt und als Zusammenfassung.

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